Traditionelle Chinesische Medizin

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist ein System, das seit mehr als 4000 Jahren in seinen Grundzügen unverändert geblieben ist, im Gegensatz zum naturwissenschaftlich, eher technisch ausgerichteten Medizinsystem der Moderne. Dieses traditionelle System wurde über Jahrtausende von Lehrer zu Schüler weitergegeben und zeichnet sich durch einen sehr hohen Erfahrungsschatz aus, wohingegen das, was heute an den Universitäten gelehrt wird, morgen schon veraltet und überholt sein kann.

Die Grundlagen der TCM werden durch ein eigenständiges, in sich geschlossenes System der "Zuordnungen" (Yin / Yang, die fünf Wandlungsphasen, das Meridiansystem, usw.) gebildet, basierend auf Jahrtausende alten Erfahrungen. Dennoch werden modernde, wissenschaftliche Erkenntnisse nicht gänzlich ausgeschlossen, sondern sollen viel mehr eine Ergänzung sein.

Im Gegensatz zur modernen Medizin, gekennzeichnet durch Quantifizierung, isolierte Organe und Organfunktionen, Messung von Laborwerten und bildgebende Verfahren, stehen in der TCM die Qualität des gesamten Organismus und des Lebens, komplex vernetzte Organfunktionsabläufe und Erspüren energetischer Aspekte im Vordergrund. 

Über die Methoden der TCM können Störungen im Organfunktions- oder Organkreislaufsystem festgestellt werden und die ursprünglichen Ursachen dafür definiert werden, auch wenn diese Störungen im westlichen Sinne unterschiedliche Krankheitsbezeichnungen haben können. 

Essentiell ist, dass Symptome schon als "Krankheit" angesehen werden, lange bevor sich aus schulmedizinischer Sicht eine Erkrankung manifestiert, bzw. eine Erkrankung nachweisbar ist. Dies zeigt sehr eindrücklich, welche zentrale Bedeutung die TCM in der Prävention zahlreicher Erkrankungen einnehmen kann. 

Die Anamnese erfolgt alleine über die fünf Sinne -- Sehen, Hören, Riechen, Fragen, Tasten. Diese Informationen werden nun den verschiedenen Zuordnungssystemen zugeordnet, die das Grundgerüst der TCM bilden.
 

Yin & Yang 

Yin und Yang bilden die Basis des chinesischen Denkens und somit die Basis der TCM. 

Yin und Yang das ungleiche Paar, das dualistische Prinzip beschreiben die Welt und das, was existiert bzw. das, was „nicht existiert“, das Greifbare, so wie das Ungreifbare. 

Yin steht für das Materielle, das Substantielle, das Greifbare und Begreifbare, das Sichtbare, Messbare und Erklärbare. 

Yang steht für das Immaterielle, das Substanzlose, für das, was wir nicht sehen, fassen und damit auch nicht erklären können, das Energetische, das „Licht“, das Unergründbare. 

Yin und Yang sind die gegensätzlichen Kräfte, durch die wir uns erkennen. Sie sind beide Kinder der „Einheit“ und der „Ganzheit“. Diese Einheit/Ganzheit ist das Ursprüngliche, der grenzenlose Raum (wie es im Buddhismus beschrieben wird), in dem kein Zentrum und keine Peripherie existieren, wo es kein gestern und kein morgen gibt, ein „Zustand (Nichtzustand)“ ohne Raum und Zeit. Ein Zustand der Leerheit, der aber gleichzeitig nicht ein „Nichts“ ist, sondern die alles hervorbringt. Dieser Zustand und auch „Nichtzustand", mit Worten also nicht zu erklären, gebiert Alles: den Kosmos, das Leben und die Existenzen die sich in Yin und Yang ausdrücken.

Erkenntnisse können wir nur erlangen, indem wir die Gegensätzlichkeit erfahren. Wir erfahren und erleben die Welt erst durch die Auseinandersetzung mit unserem Gegenüber, durch das was außerhalb von uns ist. Erst durch die Betrachtung von außen oder umgekehrt, erst durch die Existenz der Gegensätze und durch den Wechsel zwischen Yin und Yang entsteht die Welt, das Universum und alles was darin existiert und nicht existiert.

Der Tag könnte nicht ohne die Nacht existieren, das Böse nicht ohne das Gute, Oben nicht ohne Unten, Kälte nicht ohne Wärme, rechts nicht ohne links. Das ist Leben, das macht das Leben aus, es ist ein Pulsieren zwischen Systole und Diastole.

Das Prinzip von Yin und Yang ist aber nicht nur dem chinesischen Denken eigen. Alle Kulturen kennen dieses Paar. Auch hier im Westen, im modernen Zeitalter, sehen wir diese Symbolik zum Beispiel im Heroldstab, im Äskulapstab, dem Symbol der Ärzte und Apotheker: Die beiden Schlangen, die einen Stab umwinden, weil sie die Gegensätzlichkeit vereinen und überwinden wollen. Die beiden Schlangen, die die Einheit verlassen, um wieder in die Einheit zurückzukehren, jedoch um die Erfahrung des Lebens reicher. Die beiden Schlangen, die aus der "Leerheit", dem Paradies geboren werden, das Leben überwinden und wieder zurückkehren in die Leerheit, in den Himmel. Das Leben meistern heißt, die Erfahrungen, die Eindrücke, die Ansammlungen, die wir durch den Wechsel von Yin und Yang erleben durften, wieder loszulassen. Denn nur „wenn ihr werdet wie die Kinder, könnt ihr ins Himmelreich einkehren“. Erst wenn wir unsere Unschuld wieder finden, „leer“ werden wie am Anfang, dann haben wir Yin und Yang überwunden.


Gesundheit & Krankheit 

Krankheit und Gesundheit sind weitere Begriffe, die man Yin und Yang zuordnen kann, so wie Aktivität und Ruhe, Kraft und Schwäche, die auf der einen Seite energiegeladen, lebendig und kraftvoll sind und auf der anderen Seite kraftlos, erschöpft und müde.

Gesundheit ist ein harmonischer Zustand zwischen Yin und Yang, während "Krankheit" ein Ungleichgewicht darstellt. In der TCM versucht man dieses Gleichgewicht aufrecht zu erhalten, bzw. bei Krankheit die Harmonie wieder herzustellen. Dies geschieht durch die richtige Therapie, in der man z.B. bei Schwäche stärkt und bei Fülle eliminiert, bei Kälte wärmt und bei Hitze kühlt. Daher werden die einzelnen Therapiemethoden ebenfalls nach Yin und Yang eingeteilt. Pflanzen, Kräuter und Nahrung werden unterschieden und entsprechend Yin und Yang klassifiziert. Nichts ist dabei wirklich schlecht oder überaus gut. Es ist wertfrei, denn auch scheinbar "Schlechtes" kann heilen und scheinbar überaus "Gutes" kann töten.

Die Fünf-Elemente-Lehre (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser) ist eine Erweiterung der Yin-Yang-Theorie und auch das Prinzip der Dreiteilung und Vierteilung ist nichts als eine Spezialisierung des dualen Denkens. Diese theoretischen Grundlagen bilden die Säulen der TCM, sowohl für die Akupunktur und Moxibustion, als auch für Tuina/Anmo (physiotherapeutische Methoden), Kräuterheilkunde und die chinesische Diätetik. 

Ramona Pick, in Anlehnung an den Artikel von Gerd Wiesemann

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